Juden in der Schweiz haben Angst, mit ihrer Kippa herumzulaufen Jüdische Perspektiven auf wachsenden Antisemitismus in Europa

Gesellschaft

Folgender Text wurde zur Veröffentlichung zugeschickt. Er beinhaltet verschiedene jüdische Perspektiven auf die aktuelle Situation und den wachsenden Antisemitismus in Europa.

Mahnwache gegen Antisemitismus am 10. Oktober 2019 in Hannover nach dem Anschlag in Halle.
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Mahnwache gegen Antisemitismus am 10. Oktober 2019 in Hannover nach dem Anschlag in Halle. Foto: Bernd Schwabe in Hannover (CC-BY-SA 4.0 cropped)

7. November 2023
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Was ich meinen Freund*innen in Europa sagen möchte:

Das ist kein Beitrag über den «Krieg». Dafür gibt es viele andere Informationsquellen mit unterschiedlichen Hintergründen und Ansichten, die fähiger, informativer und versierter sind als ich.

Wie jede Person mit etwas Menschlichkeit, ist mein Herz gebrochen. Was ich jedoch mit euch teilen möchte, ist Folgendes:

Natürlich habe ich, wie jede jüdische Person in Europa, im Laufe meines Lebens mit Antisemitismus zu tun gehabt. Nichts, womit ich nicht zurechtkam, nichts Ungewöhnliches. Eine Demütigung hier, eine Diskriminierung dort, eine Bombendrohung, das Übliche. Aber ich hatte nie wirklich Angst. Bis letzte Woche.

Es ist das erste Mal, dass ich tatsächlich Angst habe, als Jüdin mit meinen jüdischen Kindern in der Öffentlichkeit unterwegs zu sein.

Es ist das erste Mal, dass ich meine Kinder, die Hebräisch sprechen, bat, in öffentlichen Verkehrsmitteln leise zu sein, weil ich Angst um ihre Sicherheit hatte.

Es ist das erste Mal, dass ich mir überlege zum Gebet zu gehen, weil ich Angst vor Anschlägen auf Synagogen habe (wie es kürzlich in Berlin geschehen ist).

Es ist das erste Mal, dass ich mich entscheide, meine Kinder nicht auf einen bestimmten Spielplatz mitzunehmen, da er in der Nähe eines Treffpunktes für Demonstrationen liegt.

Meine Freund*innen in London haben ihre Kinder aus Angst vor Anschlägen auf jüdische Einrichtungen nicht zur Schule geschickt.
Meine Freund*innen in Berlin haben Angst, ihre Häuser zu verlassen.
Meine Freund*innen in Frankreich brauchen zusätzlichen Schutz (zusätzlich zu dem Schutz, den sie ohnehin an jedem beliebigen Tag brauchen).
Meine Freund*innen in der Schweiz haben Angst, mit ihrer Kippa (jüdische Kopfbedeckung) herumzulaufen.

Deinen jüdischen Freund*innen in Europa geht es nicht gut.
Deine jüdischen Freund*innen in Europa sind verängstigt.
Deine jüdischen Freund*innen in Europa sind nicht sicher.
Falls du es nicht wusstest – jetzt weisst du es.
Vielen Dank fürs Lesen.

agb